Kuba
Reisebericht Kuba
Wir fliegen von Frankfurt/Main direkt nach Havanna mit Condor und probieren gegen Aufpreis die neue Comfort-Class. Das lohnt. Es gibt bevorzugte Behandlung schon beim Check-In, freien Zutritt zu die Lounge, ausgewählte Menus, gute Getränke, ein breites Film- und Unterhaltungsangebot und das wichtigste: Viel, viel Platz in einem Sitz mit unendlich verstellbaren Möglichkeiten bis hin zur Liegefläche. Ausgeruht selbst nach 9,5 Stunden Flug.
Für die ersten Tage auf Kuba haben wir trotz einiger Bedenken einen Mietwagen reserviert. Für diesen empfiehlt sich die Mitnahme oder der sofortige Tausch von Euro in die örtliche Währung, den CUC.
Die Vermieter bestehen vorab auf die Zahlung des gefüllten Benzintanks. Kein Problem, wir werden den Wagen bestimmt leer zurückgeben. Die Fahrt ins 25 km entfernte Hotel gestaltet sich trotz hohem Erfahrungspotential als etwas schwierig: es ist dunkel, es gibt kein Navigationssystem, einen Kompass haben wir vergessen und Straßenschilder scheinen spurlos verschwunden zu sein. Zudem befinden sich selbst auf den Autobahnen unbeleuchtete Fahrzeuge, Fuhrwerke, Radfahrer, Fußgänger, Schlaglöcher und anderes Zeug. Aber die Kubaner fahren angenehm verhalten und defensiv. Wir reihen uns ein und kommen klar.
In Havanna erreichen wir unser Hotel Iberostar Parque Central. Tolles Haus, sehr zentral in der Nähe des Capitols gelegen und somit optimaler Ausgangspunkt für abendliche und Tagesausflüge. Auch hier spürt man die karibische Gastfreundschaft.
Ich muss gestehen, ich bin nicht ganz vorurteilsfrei hierhergereist. Die politische Struktur und die wirtschaftlichen Verhältnisse entsprechen ja nicht unbedingt den unsrigen. Aber: Hut ab; Kuba entwickelt sich. Es wird zwar noch einige Zeit dauern, bis an solch glorreiche Zeiten wie im vergangenen Jahrhundert angeknüpft wird. Aber man ist auf dem Weg und müht sich. Diesmal ohne Mafia und Casinos.
Am ersten Tag gehen wir zu Fuß los und besuchen den Malecón, das Capitol, das Museum der Revolution und die Altstadt. Man hat das Gefühl, die Stadt mit ihren tollen Bauten im unverwechselbaren Kolonialstil erneuert und reformiert sich von innen heraus nach außen. Nicht nur der Plaza Vieja (Unesco Weltkulturerbe) ist schon restauriert und es wird weiter gebaut und verschönert. Havanna wird wieder prächtig.
Es gibt alle möglichen Beförderungsarten: Taxen, Busse, Rikscha´s, Moped-Taxen, Pferdekutschen, Hop-on/Hop-off. Wir entscheiden uns für einen privaten Führer (Rafael) mit Auto (weißes Ford Thunderbird Cabrio). Rafael ist gut: er fährt und erläutert und bringt uns geschichtliches nahe. Wir lernen einiges über Kuba und seine Einwohner, die Politik und ihre Auswirkungen, über Castro und Marti und Batista, über die Vergangenheit und die zukünftige Entwicklung des Landes und die Berühmtheiten, die hier lebten. Jedem, der Havanna besucht und erkunden möchte, sei solch eine Tour zu empfehlen.
Nach dem Abendessen im Hotel wollen wir nur kurz raus. Die Chancen dafür stehen schlecht. Aus kurz wird etwas länger; wir besuchen die Hemingway-Bar „El Floridita“ und die kultige und seit 1917 bestehende Bar „Sloppy Joes“. Der überall gegenwärtige Salsa auch auf den nächtlichen Straßen reißt uns mit. Und diese Straßen sind recht sicher. Cuba Libres und Margaritas und Daiquiris sind sogar günstig-da darf´s auch mal ein Cocktail mehr sein.
Der Rum aus Kuba ist berühmt und je älter, desto feiner. Die anderen berühmten Dinge, die Zigarren, sollten aus Qualitätsgründen ausschließlich bei zertifizierten Händlern gekauft werden und nicht auf der Straße. Die Regierung reglementiert das aufstrebende Unternehmertum und die freie Marktwirtschaft. So ist es nur zugelassenen Personen erlaubt, Touristen und Reisende gegen Entgelt zu bewirten oder zu beherbergen.
Am nächsten Tag nehmen wir nach einem guten und reichhaltigen Frühstück unseren Mietwagen und fahren zur Festung Castillo-de-los-tres-Reyes-del-Morro. Sie wurde zum Schutz Havannas an der gegenüberliegenden Hafeneinfahrt errichtet. Wir fahren zum Gran Teatro und nochmals am Malecón vorbei. Es ist schon imposant, wenn die Meeresgicht an den Ufermauern bricht und sich über die berühmte Straße verspritzt. Leider setzt genau diese salzhaltige Brandung den Gebäuden in Havanna stark zu.
Besonderes Flair versprüht Havanna mit seinen Oldtimern, die auch noch nach siebzig Jahren das Straßenbild prägen. Zusammen mit den wunderschönen kolonialistischen Bauwerken fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt.
Wir machen einen Tagesausflug nach Pinar del Rio und ins Vinales-Tal. Rostrote Erde, bis zu 400 Meter hohe Kalksteinkegel, steil aufsteigende Berge, die in die Landschaft hineingekleckst sind, bunte Häuser mit Veranda und das beste Tabakanbaugebiet Kubas. Wer gerne ausreitet, sollte im Tal einen Ausflug buchen. Wir sehen die Mural de la Prehistoria, eine 120 x 180 Meter große Malerei auf Fels und lassen uns auf einer Tabakfarm die Entstehungsprozesse einer Zigarre erläutern und zeigen. Auf einer kleinen Zuckerrohrfarm sehen wir die Herstellung eines weiteren Grundnahrungsmittels, dem berühmten kubanischen Rum.
Der nächste Tag ist geplant mit einer Fahrt nach Playa Giron (Schweinebucht), nach Cienfuegos (ehemals Hauptsitz der Zuckerbarone) und von dort nach Trinidad. Hier mit Übernachtung im hervorragenden Grand Hotel Iberostar, indem man sich direkt wohlfühlt. Es erhebt den Eindruck, jeden Moment käme Scott Fitzgerald mit Hemingway um die Ecke. Wir wollen der drittältesten Stadt Kubas, die zum Weltkulturerbe gehört und wo auch schon Alexander von Humboldt lebte, etwas Zeit widmen.
Am folgenden Tag haben wir eine längere Fahrt über Santa Clara durch das Hinterland Kubas bis zu unserem Ziel Varadero vor uns. Bewusst geht die Fahrt durch Dörfer und über Landstraßen, die nicht ansatzweise mit den unseren zu vergleichen sind. Wir sehen abseits vom Tourismus den Alltag und das Leben der Bevölkerung. Und wir sehen auch die Armut der Landbevölkerung. Teilweise scheinen sich die Menschen trotzdem nicht unzufrieden zu fühlen. Alles geht gemächlicher und ruhiger. Der Straßenverkehr sowieso. Zwangsgebunden durch das Zusammenwirken der verschiedenen zeitlichen Zeugnisse. Reiter und Ochsengespanne bevölkern genauso die Straßen wie qualmende Oldtimer, Radfahrer und Fußgänger oder grasendes Vieh.
Zwischendurch haben wir eine Reifenpanne. Zuerst sind wir skeptisch, weil man uns Hilfe anbietet; lassen dann aber die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft zweier Passanten zu. Nicht jeder ist schlecht. Zum Dank nehmen wir die beiden mit und erfahren wiederum einiges über die Region. Am Ziel verabschiedet man sich überschwänglich von uns und bedankt sich für die Mitnahme. Eigentlich müsste es doch umgekehrt sein
In Varadero erwartet uns ein gänzlich anderes Bild. Ein schmuckes Hotel nach dem anderen säumt den weißen und feinen Sandstrand. Türkisfarbenes klares Wasser, saubere Straßen und weniger Kühe. Ist das die „Zivilisation“?
Wir sind im Iberostar Varadero untergebracht. Ein sehr schönes Hotel. All inclusive, Pools, Strand, Cocktails, Verpflegung fast rund um die Uhr. Die vollkommene Gegensätzlichkeit zum bisherigen Erlebten. Aber gut, auch das muss mal sein.
Unser Mietwagen geht ohne Probleme am Hotel zurück (Tank fast leer). Wir genießen die Tage und entspannen uns. In Themenrestaurants können wir abends nach vorheriger Reservierung speisen und man bewirtet uns vorzüglich. Einzig ein paar Unverbesserliche, die AI flüssig bis an die Grenzen ausloten wollen, nerven. Aber die gibt es Gottseidank nicht immer oder überall, sondern sie treten nur vereinzelt auf.
Nach 6 Tagen himmlischen Entspannens treten wir den Heimflug an. Ein Tipp: 25,00CUC pro Person für die Ausreisesteuer aufheben, sonst kann es Probleme mit den Behörden geben. Und die sind nicht ohne. Wie sagte man uns im Sloppy Joe´s: In Kuba leben 11 Millionen Menschen, davon sind die Hälfte Polizisten und die Hälfte der nächsten Hälfte beim Militär.
Also: immer über die Schulter schauen und sich wie ein angenehmer Gast im fremden Land verhalten.